Hey liebe Skisprung Fans 👋🏼 Wer direkt vom Buch SHEspringen kommt, findet hier nun das Interview mit Carina Vogt in voller Länge 🤩👇 Viel Spaß beim Lesen!
Zum Thema: Was ist SHEspringen?
Ja ihr habt richtig gelesen: #SHEspringen 😎 Und der Name ist Programm: Es ist eine vom DSV und Plan International unterstützte, Kampagne. Hier stehen unsere Skisprung-Mädels aus dem Nationalteam im Spotlight. Dabei geht es um mehr „Schanzengleichheit“, mehr Gleichberechtigung auf der Schanze und auch abseits davon. Ihr werdet nicht nur mit tollen Bildern, sondern auch mit allerhand Insights, Fakten und Ansichten aus Interviews mit (ehemaligen) Athletinnen und Athleten, (ehemaligen) Trainern, Mannschaftsarzt und Sportpsychologen versorgt. Nun ist sogar ein großer schöner Bildband voller exklusiver Interviews und Bildern direkt aus dem Team entstanden. Wer also ein Geschenk sucht, um Mädchen Mut zu machen, um sich ein Bild von den Hürden für mehr Gleichberechtigung im Sport zu machen oder einfach unsere Skispringerinnen ganz nah und ehrlich kennenlernen will: Wir hätten da was für euch als kleines Weihnachtsgeschenk noch vor der Vierschanzentournee: Hier geht’s direkt zum Shop.
Vorab: Wer ist Carina Vogt?
Carina Vogt ist ehemalige deutsche Skispringerin. In ihrer Karriere hat sie Meilensteine im Frauen-Skispringen miterlebt und vor allem selbst kreiert. Könnt ihr euch zum Beispiel noch an Olympia 2014 in Sotschi erinnern? Dort schaffte Carina einen historischen Moment beim ersten olympischen Frauen-Skispringen und holte 🥇 Wie sie persönlich den Wettkampf erlebte, könnt ihr im nachfolgenden Interview nachlesen 👀
Carina, als Olympiasiegerin und mehrfache Weltmeisterin hast Du viel dazu beigetragen, das Damen-Skispringen voranzubringen. Wie fühlt es sich an, als Pionierin in dieser Sportart wahrgenommen zu werden?
Ich habe mich selber nie als Pionierin der Sportart gesehen. Für mich waren das immer jene Athletinnen, die schon vor uns dazu beitragen haben, dass ich 2014 bei den Olympischen Spielen überhaupt teilnehmen konnte. Das waren eine Ulrike Gräßler aus unserem Team, Daniela Iraschko-Stolz und Eva Ganster aus Österreich oder die Amerikanerin Lindsay Van. Denen habe ich nachgeeifert. Sie haben jahrelang dafür gekämpft, dass wir mehr Aufmerksamkeit oder auch Zugang zu Weltmeisterschaften erhalten. Ich habe mich eigentlich schon immer in der Generation gesehen, die von diesen Pionierinnen profitiert hat. Wenn das von außen so wahrgenommen wird, bin ich natürlich stolz darauf, etwas für die Sportart geleistet oder für mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit gekämpft zu haben.
In Deiner Karriere hast Du einige historische Momente im Damen-Skispringen erlebt, darunter die Einführung des Frauen-Teamwettbewerbs bei den Weltmeisterschaften 2019. Wie wichtig sind solche Meilensteine für die Gleichberechtigung im Skisprung und den Sport im Allgemeinen?
Für mich persönlich war es extrem wichtig, dass der Teamwettbewerb damals eingeführt wurde. Wir hatten diesen Sport jahrelang betrieben und wurden bei Weltmeisterschaften mit einem Wettkampf oder zwei Springen abgespeist – da war das schon ein großer Erfolg, eine weitere Medaillenchance zu bekommen. Mehr Nationen erhielten so die Möglichkeit, um eine Medaille zu kämpfen und sich in den Fokus zu rücken. Das hat die Sportart insgesamt voran gebracht, man hat gemerkt: Es tut sich was! Als Sportlerin nimmt man es sehr positiv auf, es gibt einem nochmal Schwung. Das hat sich 2023 beim Skifliegen wiederholt, das sind extrem wichtige Schritte, die unsere Sportart insgesamt voranbringen. Ich hoffe, dass es so weitergeht und dass die Angleichung an den Herrenbereich voranschreitet.
Als Du bei den Olympischen Winterspielen 2014 die Goldmedaille gewonnen hast, wurde gleichzeitig das Frauen-Skispringen erstmals olympisch. Wie hast Du diesen historischen Moment persönlich erlebt und was bedeutete es für Dich, als erste Olympiasiegerin in dieser Disziplin in die Geschichte einzugehen?
Schon vor den Wettkampf hat man unter allen 30 Athletinnen gemerkt, dass es ein besonderes Erlebnis wird. Besonders war es schon allein deshalb, weil wir dort zusammen hinfahren durften: Die ganze Arbeit, der Kampf, den die Pionierinnen geführt haben, hatte sich damit gelohnt. Jetzt war es spürbar und greifbar. Wir waren endlich am Ziel und durften bei Olympia starten. Es war es ein wunderschönes Gefühl, dass wir da an der Schanze gemeinsam empfunden haben.
Zumindest bis der Wettkampf begonnen hat. Dann war jede Sportlerin sehr fokussiert und wollte auch eine Medaille mit nachhause nehmen. Der Wettkampf an sich war für mich besonders, obwohl ich mich nicht mehr an alles, sondern nur noch an einzelne Momente erinnern kann: Kurz vor dem zweiten Sprung, ich musste mir sehr extrem zureden, dass ich die Situation bewältige. Alles was danach passierte, läuft für mich heute noch wie in einem Film ab: Ich sitze da oben und war noch nie in der Position, nach dem ersten Durchgang zu führen, mein zweiter Sprung funktioniert nicht gut, bis das Ergebnis kommt, dauert es sehr lang. Der Olympiasieg hat mich dann emotional so übermannt, dass es sich tatsächlich wie in einem Film mit Doppelhochzeit am Ende angefühlt hat. Ich kann von dem Abend auch nur in den Bildern sprechen, die ich mir später selbst im Fernsehen angeschaut habe. Die Momente selbst habe ich nicht wirklich bewusst erlebt. Ich hatte vor Sotschi ja nicht mal einen Weltcup gewonnen. Dieser erste Sieg hat mich komplett überwältigt. Inzwischen habe ich das natürlich ganz gut verarbeitet und freue mich, wenn ich heute noch damit in Verbindung gebracht werde. Ich persönlich sehe mich aber nicht als die erste Olympiasiegerin, sondern ein Olympiasieg oder Olympiasiegerin werden, ist einfach etwas ganz besonderes. Im Nachgang empfinde ich dafür auch noch mehr Stolz, als damals zu meiner aktiven Zeit. Wenn man so im Fokus steht, fällt es einem schwerer zu sehen, dass das etwas Außergewöhnliches war.
2019 wurde der erste Teamwettbewerb für Damen bei den Weltmeisterschaften ausgetragen und ihr wurdet Weltmeisterinnen. Welche Emotionen hast Du und hat Dein Team in diesem historischen Moment erlebt und welche Auswirkungen hatte dieser Erfolg auf das Selbstverständnis des Damen-Skispringens?
Es war besonders, denn wir waren damals keine Goldfavoritinnen. Österreich war uns in den Trainings und den Wettkämpfen zuvor überlegen. Aber es war genau das, was wir im Team immer gelebt haben: Zählen wird das Ergebnis am Wettkampftag und man kann durch eine positive Grundstimmung im Team sehr wohl einen besonderen Spirit entwickeln. Da hebe ich Ramona Straub heraus: Ich erinnere mich, wie ich mit Katha oben an der Schanze stand und wir Ramonas Weite gehört haben. Dass Ramona das Team gleich beim Aufgalopp in eine so formidable Position gebracht hat, hat uns riesig gefreut – Katha und ich haben uns damals da oben einfach nur angegrinst und alles weitere lief an diesem Tag für das ganze Team wie in einem Flow. Wir haben das durchgezogen und Ramona hat mit ihrer Klasseleistung ihre erste Goldmedaille abgesichert.
Ich kann mich auch noch sehr gut an die besondere Feier danach erinnern: Es war bis dahin immer so, dass sich nach Mixed-Team-Entscheidungen zwei Athletinnen aus dem Team freuen konnten – jetzt erstmals alle vier WM-Nominierten. Diese Freude, diese Emotionen konnten wir mit allen teilen. Da denke ich sehr gerne dran zurück.
Ob dieser eine Wettkampf das Selbstverständnis im Damen-Skispringen aber besonders gefördert hat, kann ich nicht sagen. Ich würde eher die jahrelange Entwicklung dieser Disziplin herausstellen. Jeder neue Wettkampf war ein Meilenstein und hat auch ein Stück weit zu dieser positiven Entwicklung beigetragen. Und mittlerweile ist das Damen-Skispringen eben auch schon sehr weit entwickelt, es ist unglaublich spannend zum Anschauen, Weltcups wie in Willingen sind regelrechte Skisportfeste. Das ich bisher allerdings nur im Fernsehen erleben konnte. Dort werden die Teams von den Fans heutzutage so gepusht, da spürt man regelrecht, wie sich das eigene Selbstverständnis immer noch weiter entwickeln kann.
Als Olympiasiegerin und Weltmeisterin hast Du eine Vorbildfunktion für viele junge Mädchen, die Skispringen betreiben möchten. Wie möchtest oder kannst Du diese Position nutzen, um die Gleichberechtigung im Sport zu fördern?
Natürlich habe ich mit den erfolgen in meiner aktiven Laufbahn einen Fuß in die Tür bekommen, dass mich auch heute noch zum Damen-Skispringen äußern darf oder bei verschiedenen Terminen von meinen Erfahrungen berichten kann. Prinzipiell findet diese Arbeit aber weiterhin in den Teams statt oder bei der FIS, die die so genannte „Schanzengleichheit“ letztlich herstellen muss.
Wenn ich Gleichberechtigung nicht nur auf die Anzahl der Wettkämpfe und auf die Schanzen beziehe, die gesprungen werden, sondern vielleicht auch auf die Verdienstmöglichkeiten, dann hängt unfassbar viel auch an der medialen Aufmerksamkeit. Sie macht die Sportlerinnen zu Werbegesichtern. Es ist kein Geheimnis, dass Sponsorenverträge höhere Summen versprechen, wenn Aktive mehr Fernsehzeit zu bieten haben. Das sind alles Dinge, die als Zahnräder ineinander greifen müssen. Ich sehe eine Weiterentwicklung und solang das so ist, bin ich auch positiv gestimmt: Das Damen-Skispringen wird eine umfassende Gleichberechtigung erreichen, auch wenn es noch dauern wird. Stück für Stück nähern sich die Damen weiter den Herren an.
Du hast es ja gerade schon angesprochen, das Damen-Skispringen hat in den letzten Jahren an Popularität gewonnen und bekommt mehr mediale Aufmerksamkeit. Wie schätzt Du die Entwicklung der Sichtbarkeit von Frauen im Skisprung in den Medien allgemein ein und welche Schritte könnten unternommen werden, um die Präsenz weiter zu stärken?
Die Angleichung von Wettkämpfen und Wettkampfformaten sollte weiter vorangetrieben werden. Man ist auf einem guten Weg, auch mit dem ersten Schritt in Richtung einer Vierschanzentournee. Willingen oder Titisee-Neustadt sind Beispiele dafür, wie es besonders gut funktionieren kann, Weltcups zusammen mit den Herren auszutragen – was für eine fantastische Stimmung, wenn auch die Mädels auf Großschanzen sicher und weit über die 100-Meter-Marke springen. Das ist die beste Werbung dafür, wie man es machen kann. Dazu gehört natürlich, dass die Medien diese Momente übertragen.
Der DSV hat jetzt ein Team von jüngeren Skispringerinnen im Weltcup, die ebenfalls für Erfolge im Sport sorgen. Habt Ihr noch Austausch und kann das Team von Deiner Erfahrung und Deinem Wissen profitieren?
Mit den Athletinnen, die jetzt im Team sind, bin ich zum Teil ja noch über Jahre zusammen gesprungen, auch als sie noch in der B-Mannschaft waren und ab und an mal Weltcup-Luft schnuppern durften. Damals war es angebrachter, auch mal Tipps zu geben, vielleicht konnten sie damals von meiner Erfahrung profitieren. Heute tauschen wir uns über andere Dinge aus, sporadisch besteht noch Kontakt, wenn es gerade in unsere Lebenssituationen passt.
Nach meiner Karriere habe ich mich bewusst für ein bisschen Abstand zum Sport entschieden. Ich wollte nicht weiter in dem System verharren. Außerdem glaube ich, dass das Team mit der Katha, die ähnlich viel Erfahrungen gesammelt hat wie ich, jemanden haben, von der sie bessere Tipps bekommen können, als von mir.
Gibt es Momente in Deiner Karriere, in denen Du aufgrund deines Geschlechts auf Widerstände oder Vorurteile gestoßen bist? Wie konntest Du diese Herausforderungen überwinden und Dich weiterhin auf Deinen sportlichen Erfolg konzentrieren?
Das gab es. Nicht so sehr in der Kindheit, das hat eher in der Pubertät angefangen. Zu der Zeit wurde man als Skispringerin doch immer wieder belächelt. Wir hatten noch keine Wettkampfserien, keine Weltmeisterschaften, keine Olympia-Entscheidungen – manch einer hat sich wohl gefragt, was wir da überhaupt machen oder erreichen wollen. Es gab damals viele kritische Stimmen zu unserem Tun, mit denen ich zum Teil auch konfrontiert war, am stärksten im Alter von 14 bis 17. Da hat es mich auch stärker beschäftigt. Glücklicherweise hatte ich immer Menschen um mich herum, insbesondere mein Heimtrainer Thomas Aubele vom Ski-Club Degenfeld, die meine Frustration darüber immer wieder aufgefangen haben. Thomas hatte die Kraft und den nötigen Witz, auch damit umzugehen. Und er hat mir immer vor Augen geführt, dass Weltcups und Weltmeisterschaften schon noch kommen werden und ich mich nur ja nicht von meinem Weg abbringen lassen soll. So habe ich gelernt, dass mich Kritik nicht vom Einsatz für mehr Anerkennung für das Damen-Skispringen abhält. Ich habe mich auch zur Debatte um die Vierschanzentournee geäußert und war immer der Überzeugung, dass wir alles genauso gut können wie die Herren. Rückblickend würde ich sagen, dass ich auch an diesen Auseinandersetzungen gewachsen bin.
Welche Botschaft möchtest Du jungen Mädchen und Frauen, die davon träumen, Skispringen zu betreiben, mit auf den Weg geben und wie könnten sie ihre Ziele im Sport verfolgen, unabhängig von Geschlecht und Stereotypen?
Immerhin muss man sich über die Frage, ob man als Frau Skispringen kann, soll oder darf gar nicht mehr unterhalten. Wenn man das möchte: einfach machen! Die Frage lautet heutzutage: Warum denn nicht?
„SHESPRINGEN“ – Das Buch: Worum geht’s sonst noch neben dem Interview von Carina Vogt?
Wir begeben uns mit diesem emotionalen Bildband in die Welt der Skispringerinnen: Niedrigere Preisgelder, ein durch Männer dominiertes Sportsystem, Vorurteile und weniger Weltcups begegnen den Skispringerinnen heute. Und dennoch gab es gerade in diesen letzten Jahren auch laute und starke Befürworter, Entwicklungen, wie die Raw Air der Damen und das erste ausgetragene Skifliegen für die Damen. Es ist eine Zeit des Umbruchs gewesen und wird es weiterhin sein. Denn unser Damen-Team ist cool, stark und ein großartiges Vorbild für kleine Mädchen, für andere Disziplinen und nicht zuletzt auch für uns. Genau diesen Weg voller Herausforderungen, Erfolge und Veränderungen haben wir nun zwei Jahre lang auch im DSV besonders genau betrachtet 📸 und gemeinsam mit Plan International gepusht und dokumentiert. Die spannendsten und persönlichen Bilder haben wir auf ihrem Weg hin zur „Schanzengleichheit“ in einem Buch nun zusammengefasst; viele Meilensteine und Fakten auch digital gesammelt. (Tipp für alle Instagrammer: checkt mal den Hashtag #SHESPRINGEN)
Im Buch erfahren wir, was sich in den letzten 14 Jahren Damen-Skispringen verändert hat: Welche Hürden überwunden und welche Durchbrüche und Siege bereits durch die Einführung von Mixed-Team-Wettbewerben, der Forderung einer Vierschanzentournee für Frauen und der Ladies Two Nights Tour erreicht wurden 🏆 Außerdem bekommen wir, durch exklusive Interviews mit herausragenden Persönlichkeiten des Skispringens wie Katharina Schmid, den Freitag-Geschwistern und Sportpsychologen, auch detaillierte Einblicke in besondere Momente, Erfolgsgeschichten und Ideen für die Zukunft 👀 Wir lernen das Weltcup-Team der DSV-Skispringerinnen den Jahren 2022-24 mit ihren persönlichen Ansichten kennen und setzen uns mit den Grenzen der Physis und den Stärken der Psyche auseinander 💪 Natürlich wird auch die öffentliche Wahrnehmung, deren Einfluss und die Unterschiede zum Skisprung-Weltcup der Herren Thema sein. Und was mag die Zukunft für diesen fabelhaften Sport bringen? Das Damen-Skispringen, wie wir es heute kennen, hat bereits jetzt viele zukünftige Athletinnen inspiriert und Erfolgsgeschichten geschaffen, die wir nie vergessen werden. Überzeugt euch mit einem Blick ins Buch „SHESPRINGEN“ selbst davon, hier gelangt ihr direkt zum Onlineshop 🤩 Es ist ein Buch voller Bilder, Inspirationen und Fakten. Ein Buch, wie es von Heldinnen und großartigen Menschen im Sport des Skispringens geschrieben wurde.
Na hat euch das Interview Lust auf mehr gemacht? Dann geht’s hier gleich zu den Nächsten 👀
Interview mit Katharina Schmid, Kai Engbert, Andreas Bauer, Anna Rupprecht, Florian Porzig, Maximilian Mechler, Pauline Heßler, Luisa Görlich, Selina & Richard Freitag, Karl Geiger.